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Bilanz SBB 2023

EWLV bleibt Eckpfeiler

Michael Spahr.   Die SBB hat insgesamt 2023 gute Zahlen geschrieben. Zum ersten Mal seit der Corona-Krise schreibt sie einen Gewinn. 2023 hat sie täglich 1,32 Millionen Menschen transportiert und somit wieder das Niveau des Rekordjahres 2019 erreicht. 267 Mio. Franken Gewinn schreibt die SBB, sitzt aber weiterhin auf 11,26 Mia. Franken Schulden.

An ihrer Bilanzmedienkonferenz am 11. März hat sie mitgeteilt, dass sie weiterwachsen und das Bauvolumen vergrössern will. Das Angebot im Personenverkehr soll ausgebaut werden, unter anderem will sie den Takt in Richtung 15 Minuten ausbauen und spricht – etwas vage – von einer flexibleren Gestaltung des Angebots. Auch ins Personal will die SBB investieren und verspricht, eine «attraktive Arbeitgeberin» zu bleiben (siehe auch Editorial auf Seite 1).

Weiterhin keine positiven Zahlen schreibt SBB Cargo, die nun wieder zur SBB gehört. Das Ergebnis verbesserte sich um 148 Mio. Franken, allerdings bleibt ein Verlust von 40 Mio. Franken. Der Ganzzugverkehr laufe gut, sagt SBB-CEO Vincent Ducrot in einem Interview mit SRF, Verluste schreibe vor allem der Einzelwagenladungsverkehr (EWLV).

Dazu sagt Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV und Leiter Team Cargo: «Stimmt, das Jahresergebnis 2023 von SBB Cargo ist besser als im Vorjahr, aber mit minus 40 Mio. Franken noch nicht gerade berauschend. Dies hat klare Gründe: 1. Der Auftrag des Bundes ist, bis zur Klärung der Zukunft des Einzelwagenladungsverkehr EWLV durch das Parlament, diesen konzeptionell nicht anzutasten. 2. Die Vernehmlassung im Sinne einer Weiterentwicklung des Güterverkehrs brachte klar zum Ausdruck, dass Ausbau statt Abbau des EWLV – mit Bundesmitteln – ein mehrheitsfähiges Ziel ist. 3. Systemrelevanz und Klimaziele erfordern zwingend Mengenzunahme im EWLV, der auch Treiber für das Geschäft der Ganzzüge ist.»

Der Bundesrat will den EWLV mit rund 65 Mio. Franken jährlich unterstützen, mit dem Ziel, dass er am Schluss eigenwirtschaftlich funktionieren soll (siehe auch SEV-Zeitung 1/24). Im Interview mit SRF spricht Ducrot von einer Transformationsphase beim EWLV. Er stelle sich vor, dass neue Terminals auf dem Land gebaut würden, wo Lastwagen Waren hin transportieren und dann auf Güterzüge verladen werden. Implizit sagt er damit, dass SBB Cargo damit den EWLV mittelfristig mit Lastwagen ersetzen will.

Solche Aussagen widersprechen der Politik, für die der SEV einsteht. Philipp Hadorn stellt Ducrots Aussage deutlich entgegen: «Die SBB ist gut beraten, auch öffentlich weiterhin zur Bedeutung des EWLV zu stehen. Nur eine Finanzspritze bis zur Transformation der Warenzufuhr auf die Bahnterminals per Camions ist ein No-Go. Eine nachhaltige Entwicklung beinhaltet auch langfristige Zufuhr der Ware auf der Schiene – mit einem ausfinanzierten EWLV.»